Ausstellung im Bonifatiuskloster über Pater Franz Bänsch OMI

Über Pater Franz Bänsch OMI ist ab Donnerstag, 8. April, eine Ausstellung im Hünfelder St. Bonifatiuskloster gewidmet. Zu seinem 60. Todestag erinnert die Ordensgemeinschaft an den Oblatenpater, der in der NS-Zeit über 1000 Menschen seelsorgerisch begleiten musste, die zum Tode verurteilt worden waren. Bänsch hatte 1925 im Hünfelder Kloster seiner Priesterweihe erhalten.
Erinnert werden soll an den Seelsorger auch mit einer Gedenkandacht am Sonntag, 11. April, um 18:30 Uhr in der Klosterkirche. Franz Bänsch übte seinen priesterlichen Dienst in den zwanziger bis sechziger Jahren in drei politischen Systemen aus. Nach der Weimarer Republik, in der er in Hünfeld seine Priesterweihe empfing, erlebte er die Schrecken der NS-Zeit und die Diktatur in der DDR. Als Seelsorger war er in der NS-Zeit in besonderer Weise gefordert. In den Jahren von 1935-1945 war er Gefängnisseelsorger im Gefängnis am Münchner Platz in Dresden. Dieses Gefängnis war eine von elf Hinrichtungsstätten der NS-Unrechtsjustiz. Mehr als 1000 zum Tode Verurteilte wurden durch ihn auf ihrem letzten Weg zum Henker begleitet. Darunter waren viele Tschechen und Polen, die in der NS-Zeit teilweise für Nichtigkeiten mit dem Tod bestraft wurden. Eine Biografie des Oblatenpaters ist an der Klosterpforte erhältlich.
„Wie tröstlich waren mir Ihre Besuche in der Zelle“, erinnerte sich beispielsweise ein Häftling aus Dresden nach der NS-Zeit an das Wirken des Paters. In der Zeit des Nazi-Terrors und der Gräuel des Krieges kümmerte er sich um diese Menschen, brachte Botschaften der Familie in die Gefängniszelle und nahm auch manchen Brief an Angehörige entgegen.
Seine Berichte aus der Tätigkeit als Gefängnisgeistlicher geben ein erschütterndes Zeugnis von dieser Zeit ab: „Dann trat der erste vor den Geistlichen, empfing den letzten Segen und die Generalsabsolution, und mit einem letzten mutigen Gruß trat er seinen letzten Gang an. In der Zwischenzeit, bis der nächste an die Reihe kam, beteten die Kameraden zusammen das Vaterunser für den, den man gerade zu Tode geführt hatte“. Ein ehemaliger Häftling schrieb später, „Wie viel Erleichterung und Trost brachten mir die Zeilen, die Sie mir von meiner Frau in die Zelle hinein schmuggelten. Nicht vergessen will ich auch das Essen, dass Sie mir zukommen ließen.“ Auch um die Angehörigen der Todeskandidaten kümmerte sich Bänsch hingebungsvoll. So brachte er ihnen die letzten Zeilen, die sie vor ihrem Tod geschrieben hatten oder überbrachte ihnen gar erst die Todesnachricht. Doch damit endete nicht sein Engagement für das Gedenken der Opfer des NS-Regimes. Als Seelsorger hatte er erfahren, wie sehr sich die Gefangenen eine versöhnte und friedvolle Welt wünschten. Das blieb dem Oblatenpater zeitlebens ein besonderer Auftrag. Geboren in Großenhain bei Dresden, erfuhr er seine schulische Prägung durch das Kappell-Knabeninstitut in Dresden. Dort wurden die Sänger für die katholische Hofkirche unterrichtet. Um sein Abitur ablegen zu können, wechselte er an die Ordensschule der Oblaten in Valkenburg und trat bereits 1919 der Gemeinschaft der Oblaten bei. Sein Weg führte weiter nach Hünfeld, wo er 1925 zum Priester geweiht wurde. Mehrere Jahre war er anschließend in Breslau tätig, bevor die Machtergreifung der Nationalsozialisten das Ordensleben und Wirken sehr erschwerten. 1935 wurde er zum Pfarrer in Dresden-Plauen ernannt. Zu seiner Pfarrei gehörte auch das Gefängnis, in dem er die Todeskandidaten seelsorgerisch auf ihrem letzten Weg begleiten musste.
Nach dem Krieg widmete er sich mit großer Tatkraft dem Wiederaufbau seiner Pfarrei und der Integration katholischer Flüchtlinge in seiner Gemeinde. Sein rastloses Leben endete bereits 1961, als er mit Anfang 60 einen Herzinfarkt erlitt.
Sein Wirken ist in Sachsen unvergessen geblieben. Der katholische Kindergarten seiner alten Pfarrei trägt seinen Namen ebenso wie eine Straße in Dresden.